Während ich diese Worte schreibe, habe ich eine Kanne Matcha neben mir, den japanischen gemahlenen Grünen Tee, der in traditionellen Zeremonien genutzt wird, und genieße die ruhigen Morgenstunden.
Tee trinken ist eine Art Meditation für mich,
eine Möglichkeit, präsent zu sein und Aufmerksamkeit zu trainieren.
Ich kann Langsamkeit leben und das Leben auskosten.
Und für mich ist es auch eine Möglichkeit, mich auf die wichtigen Dinge zu besinnen.
Wenn ich bemerke, dass ich Schwierigkeiten habe, mich auf eine Sache zu konzentrieren, ist eine Pause zum Teekochen perfekt, um die Konzentration zurückzuholen. Die besten Texte habe ich mit Hilfe einer Tasse oder Kanne Tee geschrieben.
Ich bin kein Tee-Experte, also schreibe ich hier kein Handbuch, wie man den besten Tee braut oder aussucht. Verglichen mit echten Tee-Experten mache ich wahrscheinlich viele Anfängerfehler. Damit kann ich leben, weil ich hier nur von meinen Ritualen erzählen will, die ich für Konzentration, Gemächlichkeit und Gesundheit nutze.
Alle diese Rituale sind nützlich für Konzentration, Gemächlichkeit und Gesundheit.
Ich gebe ihnen nur unterschiedliche Namen, damit ich zeigen kann, wie ich sie nutze – sie können aber ganz einfach untereinander ausgetauscht werden.
Sich besser konzentrieren können: Tee trinken für Konzentration
Wenn ich meine wichtigsten Arbeiten fertigstellen muss, nehme ich mir meistens zuerst ein paar Minuten zum Teekochen. Es ist ein kleines Signal, dass es jetzt Zeit ist, alle Ablenkungen zu ignorieren (und ja, davon habe ich eine ganze Menge) und alles wegzuräumen, das ich jetzt nicht brauche.
Ich koche etwas Wasser im Teekessel. Ich habe schon einen metallenen und einen elektrischen ausprobiert. Der elektrische ist genauso gut, ist aber natürlich weniger traditionell. Gefiltertes Wasser ist am besten, aber bei mir zuhause schmeckt das Wasser so gut, dass ich mir die Mühe des Filterns häufig gar nicht mache.
Mit einer Bambuskelle schöpfe ich etwas Matcha in eine Teeschale.
Ich nehme zwei Löffel Matcha, so viel, wie die Bambuskelle tragen kann. Meine Teeschale ist rustikal, weil ich die raue Oberfläche in meinen Händen beim Trinken so schön finde.
Ich fülle die Schale halb mit Wasser und nehme einen Schneebesen aus Bambus – das würden Experten sicher nicht. Ich rühre den Tee und das Wasser schnell um, bis ein hellgrüner Dampf entsteht.
Dann spüle ich die Kelle und den Schneebesen ab und räume sie wieder weg. Ich genieße den Teeduft, die schöne Farbe und das beinahe Brühe-artige Aussehen.
Ich räume alles von meinem Computer und Schreibtisch außer das, was ich zum Schreiben brauche – und natürlich meine Teeschale. Ich schließe den Browser, alle Apps außer meiner Schreib-App, und fahre alle anderen Geräte herunter.
Ich nehme einen Schluck von meinem Tee und genieße seine Dichte, seine leichte Bitterkeit (welcher viele Menschen oft mit leckeren japanischen Süßigkeiten oder Crackern entgegen wirken), seinen süßen Nachgeschmack und die feinen Stückchen, die auf meiner Zunge zurückbleiben.
Ich sitze, ich atme, ich schreibe. Dann nehme ich einen Schluck – und wiederhole das Ganze.
Stressfrei leben: Das Ritual für mehr Gemächlichkeit
Das moderne Leben hat eine Tendenz zur Hektik, zum Hetzen von Termin zu Termin, zu einer E-Mail nach der anderen, bis unsere Tage ineinander verschwimmen.
Tee ist für mich perfekt zum Runterkommen. So kann ich zum normalen Rhythmus des Lebens zurückfinden.
Also mache ich am Nachmittag, wenn die Dinge hektisch werden, eine Pause. Ich fülle Teeblätter (z.B. einen Sencha oder einen Oolong) in eine kleine Teekanne, während das Wasser anfängt zu kochen. Einen Moment lang genieße ich den Anblick der Teeblätter, mit welcher Konstanz sie aufgebaut sind, per Hand gepflückt von Bauern in Japan oder Taiwan, und atme auf die Blätter, um ihren Duft zu wecken.
Ich fülle nur die Menge einer Teetasse in die Kanne und achte auf meinen Atem, während der Tee etwa 30 Sekunden lang zieht (ich mag ihn eher leicht, nicht bitter). Das Achten auf meinen Atem ist eine kurze Meditation für mich, wie der Rest des Rituals. Ich fülle den kurz gezogenen Tee in eine kleine Tasse, die nur etwa halb so groß ist wie meine Faust. Ich genieße die Farbe, die Beschaffenheit, den Duft und versuche, Aromen herauszuriechen (obwohl ich darin bin nicht besonders gut bin).
Dann nehme ich einen Schluck.
Der erste Schluck ist eine Offenbarung, die hektische Welt verschwimmt vor meinen Augen, wenn der leckere Tee auf meine Zunge trifft und sie mit seiner Wärme und seinen Geschmäckern flutet, die ihre Reise in der Erde begonnen haben, tausende Kilometer entfernt in einem Land, das das seit einem oder zwei Jahrtausenden so macht.
Der Tee gibt mir nicht zu viel Energie, sondern subtile Energie.
Er besteht fast nur aus Wasser mit nur ein bisschen Geschmack der Teeblätter, so gering, dass ich wirklich aufmerksam sein muss, um ihn auch wahrzunehmen.
Der Moment geht total auf im Flüstern meines Tees und wird noch langsamer, wenn meine Aufmerksamkeit aufhört, herumzuwandern und anfängt, die Stille zu genießen.
Gesund leben: Das Ritual für mehr Gesundheit
Mein Leben wird von vier Flüssigkeiten bestimmt: Wasser, Kaffee, Wein und Tee.
Sie alle haben ihre Vorteile für die Gesundheit, aber Tee ist wohl am gesündesten von allen.
Den ganzen Tag über und auch nachts trinke ich Wasser, es gibt mir Leben.
Kaffeetrinken ist etwas, das ich mit meiner Frau Eva teile. So läuten wir den Start eines guten – eines jeden – Tags ein.
Wein ist unser Ritual zum Runterkommen und bedeutet, dass der Tag gut war.
Tee ist ein Signal für Gemächlichkeit und Konzentration, das ich tagsüber nutze.
So kann ich auch kleine Snack-Attacken stillen, wegen denen ich früher zu ungesunden Snacks gegriffen hätte. Ich nutze Tee, um meinen Mund zufrieden zu stellen, so dass er sich nicht nach Süßigkeiten, salzigen Snacks oder Fett umsieht.
Zwischen dem Mittag- und Abendessen trinke ich also häufig Tee. Vielleicht eine Schüssel Matcha, vielleicht eine Tasse mit Tee aus echten Blättern, während ich arbeite oder mich erhole.
Tee ist ein gesunder Snack, der meinen Tag besser macht.
Der Originalartikel „Tea rituals for focus, health & slowness“ ist auf seinem Blog Zen Habits erschienen.
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