Ich bin ja eine alte Leseratte und hole mir meine Inspirationen aus den seltsamsten, naja, seien wir ehrlich: ALLEN Ecken. Heute bin ich bei den Klassikern gelandet – nämlich bei Marc Aurel. Falls Du das spontan etwas trocken finden solltest, lies‘ trotzdem rein, denn ehrlich: Der gute Marc, der wusste, was Sache ist in Sachen Lebensweisheit. Seine Zitate sind nicht nur Sprüche, sondern konkrete Ansagen: Er sagt genau, was man tun soll und warum. Für Dich habe ich heute 10 davon rausgesucht, die ich besonders motivierend und stärkend finde.
Starten wir mit einem Klassiker:
1. Das Leben VOR dem Tod
„Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird, zu leben.“
Den erkennst Du bestimmt wieder, oder? Dann nick‘ ihn heute mal nicht nur seitlich ab.
Frag‘ Dich:
- Lebe ich?
- Lebe ich heute?
- Habe ich gestern gelebt?
- Lebe ich MEIN Leben?
- Werde ich – rückblickend von meinem Grab – sagen können: ‚Ich habe das Leben gelebt‘?
- Gehe ich genug Risiken ein?
- Wage ich es, auch mal verletzt zu werden?
- Traue ich mich, glücklich zu sein?
- Bin ich lebendig?
- Und wenn nein: Was würde dazu führen, dass ich mich lebendiger fühle und bin?
2. Mutige Ziele
„Jeder ist nur soviel wert wie das Ziel seines Strebens.“
Marc Aurel sagt NICHT, dass es darum geht, ob man das Ziel letztlich erreicht, ob man ‚erfolgreich‘ im klassischen Sinne ist. Er sagt: Der Wert liegt bereits darin, dass wir es wenigstens versuchen und richtig Energie in diese Idee zu stecken.
Mir gefällt das so gut, weil es mich auffordert, mich gedanklich zu strecken:
- Was, wenn allein die Größe, die Güte meiner Lebensziele etwas über mich aussagen würde?
- Wäre das nicht ein Anreiz, die Ziel größer zu denken, sich letztlich mehr zuzutrauen?
- Bist Du in Sachen ‚Lebensziele‘ schon so groß und toll wie Du sein kannst?
3. Mit sich selbst alleine sein
„Einsamkeit suchen die Menschen auf ländlichen Fluren, am Meeresufer, in den Bergen. Doch einer wie beschränkten Ansicht entspringt dieser Wunsch! Kannst du dich doch, sooft du nur willst, in dich selbst zurückziehen. Gibt es doch nirgends eine stillere und ungestörtere Zufluchtsstätte als die Menschenseele.“
Ein schönes Zitat für Situationen, in denen wir eben nicht mal kurz raus, eine schöne Runde unter hohen Bäumen rennen können. Dieser Satz hier, den kann man in einem Workshop, in der U-Bahn, mitten in der Kantine anwenden. Über die Japaner, die ja räumlich sehr dicht leben, habe ich gelesen, man würde dort als Kind schon lernen, sich auch in der Anwesenheit anderer in sich selbst zurückziehen und bei sich selbst Privatheit finden zu können.
Obwohl ich gern Menschen um mich habe, wird es mir doch manchmal zu viel – und dieser Gedanke hier, der bringt wunderbare Ruhe mitten in der Hektik – egal welchen Alltags.
4. Glaubenssätze kritisch hinterfragen
„Mache dich von deinen Vorurteilen los, und du bist gerettet.“
So viel Klugheit in 10 Sätzen! Da brauchen die Yogis deutlich länger zum erklären! 😉
Im Ernst: Nachdem ich mich in den letzten Wochen viel damit beschäftigt habe, wie sog. ‚Glaubenssätze‘ (viele Artikel von Morty Lefkoe hier auf der Page handeln auch davon) uns hindern, Dinge im Leben wirklich zu ändern – und selbst schon spüre, wie gut es tut, etwas weniger davon zu haben, würde ich fast behaupten:
Das hier ist vielleicht sein wichtigstes Zitat.
In der Yoga-Tradition gibt es z.B. das Buch ‚Über Freiheit und Meditation‘ (von Desikachar, sperrig, aber sehr lesenswert) – das meint nichts anderes. Marc Aurel erinnert uns: Schau selbst hin, bilde Dir selbst eine Meinung, lass Dich von alten oder flüchtigen Wahrnehmungen (‚XY kann man doch nicht einfach tun‘) nicht täuschen – und Du wirst viel freier sein in Deinem Leben.
5. Unsere Gedanken werden zu unserem Leben
„Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht.“
Den hier kannst Du wunderbar mit dem Zitat vorher kombinieren. Die schlichte Version davon könnte heißen:
‚Wenn Du einen Hammer in der Hand hast, sieht alles nach einem Nagel aus.‘
Unsere Sichtweise blendet automatisch vieles aus – teilweise um uns vor Informationsüberflutung zu schützen, teilweise weil wir vieles einfach nicht sehen, wenn es uns ’nichts sagt‘. Sorg‘ dafür, dass Deine Sichtweise größer, breiter, flexibler wird und Dein Leben wird automatisch mehr Möglichkeiten zeigen. Die besten Methoden dafür? Reisen, Lesen, ganz unterschiedliche Menschen und Umfelder kennenlernen (dafür kannst Du durchaus in Deiner Stadt/Umfeld bleiben).
6. Carpe diem für Fortgeschrittene
„Führe jede Tat deines Lebens so aus, als ob sie deine letzte sei.“
Ein bisserl eine andere Version von ‚Carpe Diem‘ (lt. ’nutze den Tag‘) – aber mal ehrlich:
Weiß man da, was zu tun ist?
Marc macht es konkreter:
Wenn Du etwas machst, mach‘ es ganz. Sei ganz präsent. Häng‘ Dich rein. Mach‘ es nicht nur halbgar, checke parallel dreimal das Handy auf neue Nachrichten, sondern
TUE WAS DU TUST.
Meine Erfahrung damit ist: Alles, was man GANZ tut, sei es im Garten den Boden umgraben, diesen Text hier schreiben, mit einem Menschen sprechen – all das wird in sich reicher, lebendiger und man selbst ist viel mehr in seiner Mitte.
Danke, Marc, für die Erinnerung! 🙂
7. Besonnen und mit Überblick handeln
„Bei allem, was du tust, gehe besonnen zu Werke und verwirre dich nicht durch Gedankenmenge; aber siehe, daß du stets die größten Grundsätze im Auge behältst.“
Diese Woche hatte ich genau diesen Effekt: Ich wollte ganz viel machen, viele kleinste Schritte waren zu tun. Letztlich hat sich der ganze Kleinkram in meinen Gedanken wie ein Wollkneuel so verheddert, dass ich gar nichts mehr hinbekommen habe. Heute endlich habe ich mir die Zeit genommen, mir ‚das große Ganze‘ nochmal klarzumachen – und siehe da: Plötzlich geht es wieder voran.
Auch dieser Tipp von Marc Aurel ist wieder sehr reichhaltig – er sagt:
- hetz‘ Dich nicht, mach es ruhig und konzentriert
- mach‘ Dir keinen Kopf mehr, wenn es entschieden ist
- behalte das Große Ganze im Auge – und
- überprüfe daran immer wieder, was das Wesentliche ist
8. Grundlos negatives Feedback sowie Beleidigungen gehören dem Absender
„Ergib dich nicht der Stimmung dessen, der dich beleidigt, und folge nicht dem Weg, auf den er dich schleppen möchte.“
Ha! Ist der gut, oder was!?
Lassen wir den kurz einwirken…
Boah, was fallen mir da Geschichten ein!
VIEL zu oft bin ich selbst darauf reingefallen, mir über sowas auch noch Gedanken zu machen.
Da ich ja im ‚Business‘-Umfeld viel zu tun habe, kommt sowas gern in der Verkleidung eines pseudo-höflichen: ‚Ich hätte da mal ein Feedback für Dich….‘ Du wirst selbst am besten wissen, wie die Signal-Wörter in Deinem Umfeld heißen. Wichtig ist daran nur eins:
Bei weitem nicht jede ‚Rückmeldung‘ oder ‚Feedback‘ ist eine sinnvolle Information. Oder überhaupt etwas, das man sich zu Herzen nehmen sollte.
Viel öfter sagt der besch… Kommentar eines anderen über Dich viel über dessen Situation und Perspektive aufs Leben. Derjenige sitzt irgendwo in einem dusteren Loch des Lebens und schaut neidisch raus zu Dir und Deinem Leben…
Es ist mies genug, dass er/sie Dir die Stimmung versauen will – bitte lass‘ Dich ja nicht noch mit runter ziehen.
Dieses Problem ist dessen Problem und nicht Deines.
9. Wahrer Reichtum, echte Armut
„Derjenige allein ist arm, der an sich selbst nicht glaubt.“
Oder umgekehrt:
‚Derjenige ist reich, der an sich selbst glaubt.‘
Schön. Ich finde hier wieder, was ich an mir selbst schon erlebt habe: Dass ich mir mit viel Geld auf dem Konto arm oder reich vorkommen kann und mit wenig Geld auch.
Offensichtlich kann es nicht an der Geldmenge selbst liegen! 🙂
Wollen wir einen Pakt machen: Ab sofort sind wir reich – und zwar, weil wir beschließen, an uns zu glauben, ok?
10. Den Fokus auf das Positive richten
„Wenn du dir selber ein Freude machen willst, dann denk an die Vorzüge deiner Mitmenschen.“
Machen wir hier mal den Blindtest:
Wie fühlst Du Dich, wenn Du Dich mit einem Freund/einer Freundin gemeinsam so richtig reinsteigerst in Geschichten darüber, was alles Schreckliches passiert, weil Menschen solche A…löcher und Idioten sind, wer alles auch noch völlig unnötig ist in der Welt und wen Du wirklich gar nicht leiden kannst und welcher Kollege Dir neulich so richtig auf den Zeiger ging und warum…?
Solche Sessions passieren einem manchmal, doch jedes Mal fühle ich mich danach nicht gut. Warum und wofür sollte man sich anstrengen, wenn die Welt doch ohnehin so mistig ist?
Ein Unternehmensberatungs-Kunden von mir – Mathematiker – hat mir das neulich so erläutert:
„Wissen Sie, auf der Welt ist alles bipolar: Wo es dunkel gibt, gibt es hell, wo es Hässliches gibt, gibt es Schönes. Deswegen heißt es auch dazu: Natürlich gibt es auch das Gute im Menschen, es kann ja gar nicht anders sein.“
Wir oft beschäftigen wir uns damit, Sachen zu sagen wie: ‚Der Stefan, der ist immer so höflich und aufmerksam. Und außerdem so talentiert darin, wieder Struktur in Probleme zu bringen.‘?
Probiere es v.a. auch mal über KollegInnen aus – und lass‘ uns wissen, wie der Effekt war!
- Welches dieser Zitate von Marc Aurel ist heute Dein Favorit?
- Welches regt Dich dazu an, etwas anders zu machen?
- Kommentiere hier oder teile es doch und inspiriere auch andere.
P.S.: Wenn Du etwas mehr über Marc Aurel wissen willst, hier ist der Link zum Wikipedia-Artikel ‚Marc Aurel‘. Lustig – anscheinend waren so manchem Kritiker Marc Aurels Anregungen zu lebensecht:
[Bildquelle: Kristin Reinbach]„Mitunter ist kritisch gegen Mark Aurels Selbstbetrachtungen eingewandt worden, dass sie der ‚philosophischen Originalität‘ entbehrten. Dabei wurde in der Regel außer Acht gelassen, dass ein Anspruch auf Originalität im gemeinten Sinne mit den Aufzeichnungen Mark Aurels zweifellos gar nicht verbunden war.“