Letztens bin ich auf ein super Zitat mit unbekanntem Autor gestoßen:
„Sich Sorgen zu machen ist, als würden wir für etwas beten, das wir eigentlich gar nicht wollen.“
Igitt, wer will das denn?
„Betest“ Du auch um Sachen, die Du eigentlich gar nicht willst?
Den englischen Ausdruck für den deutschen „Klagemeier“ gibt es mit Recht: Man nennt ihn „worrywart“ – „Sorgenwarze“.
Sich Sorgen zu machen ist nämlich wie ein fieser Huckel in Deinem Leben.
Sorgen lassen Dinge noch schlimmer erscheinen, als sie eigentlich sind.
Sorgen sind die hässlichen Cousins der Angst. Klick um zu TweetenIch muss allerdings zugeben, dass mein Zweitname bis vor einigen Jahren „Sorge“ war.
Ich machte mir über alles Sorgen, von „welchen Kaffee soll ich mir bei Starbucks bestellen?“ bis hin zu „warum hat mein Chef mir nicht guten Morgen gesagt?“. Mein ganzes Leben drehte sich nur um diesen verkrampften Klumpen, der sich in meiner Brust festgesetzt hatte. Ich war beunruhigt, verängstigt und konnte vor lauter Angst kaum ruhig denken.
Angst ist nur unser Kopf, der uns sagt: „Achtung! Pass auf! Da vorne lauert Gefahr, es kommen ungemütliche Dinge auf Dich zu.“
Angst kann uns sogar helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Sie ist die kleinen Stimmen in unserem Kopf – wenn wir sie hören, können wir ihnen zuhören und ihnen glauben oder einfach sagen: „Danke für Eure Meinung, aber ich möchte nicht auf Euch hören. Angst, verschwinde!“
Sorgen dagegen machen es uns schwieriger, zu erkennen, wovon unser Leben bestimmt wird.
Wir sehen Dinge, die da draußen in der Welt geschehen und machen uns Sorgen um unsere Sicherheit oder um unsere Zukunft. Unsere Gegenwart ist voll mit negativen, auf Angst basierenden Gedanken.
Eine Lösung dagegen ist, nicht mehr auf die Medien zu hören.
Sie berichten nämlich hauptsächlich unausgegorene, auf Angst aufbauende Geschichten: wirtschaftliche, politische und Naturkatastrophen, Gewaltverbrechen, bedrückende Prognosen, beängstigende Details. Die Medien tragen einen großen Teil zu unserem angstvollen inneren Dialog bei.
Wir machen uns Sorgen um hypothetische Menschen und was sie tun oder nicht tun könnten. So wird die Sorge zur Sprache des Alltags:
Wir halten zusammen, denn wir alle machen uns ja gemeinsam Sorgen.
Was aber, wenn es noch eine andere Art zu leben gibt?
Was, wenn wir die Sorgen aus unserem Leben verbannen und lernen würden, das große Unbekannte zu begrüßen? Was, wenn Sorgen plötzlich nur noch ein Signal dafür wären, dass sich neue Möglichkeiten aufgetan haben?
Anstatt sich Sorgen über etwas zu machen, können wir lernen, eine Situation zu begrüßen und anzunehmen.
Sich über etwas Sorgen zu machen ändert nichts
– außer Deinem eigenen momentanen Zustand. Durch Sorgen fühlen wir uns zweigeteilt, wir sind besorgt und gestresst. Wenn wir es schaffen, aus diesen Gefühlen rauszukommen, können wir uns in Liebe, Freude und freudiger Aufregung sonnen.
Wenn ich inzwischen bemerke, dass mir etwas Sorgen macht, konfrontiere ich mich direkt und frage mich:
„Warum mache ich mir Sorgen?“
Fast jedes Mal wird klar, dass die Sorge nur eine Schranke ist zwischen meiner aktuellen Position und der Position, an der ich gerne wäre.
Angst und Sorgen versperren uns auf beinahe komische Art unsere Träume
– wenn wir ihre Absicht erst einmal erkannt haben, können wir die Schranken durchbrechen und jede Sekunde unseres Lebens lieben.
Ein Beispiel:
Ich habe früher in der Werbung gearbeitet. Ich wusste eigentlich schon, dass ich dort gar nicht sein wollte und blieb doch noch drei Jahre länger – ich blieb, weil ich mir Sorgen über das Unbekannte machte:
„Wie soll ich meine Rechnungen bezahlen, wenn ich kündige?“
Ich machte mir Sorgen über meine Zukunft – der großen Unbekannten, wenn ich kündigen würde. Diese Sorgen fraßen mich auf und machten mich konstant unglücklich.
Vor dem Unbekannten stand eine rote Ampel.
In Wahrheit hatte ich die große Welt der Selbstständigkeit noch nie ausprobiert. Ich wusste, dass ich dorthin wollte, aber alles war so neu und unbekannt. Natürlich war es aus meiner aktuellen Position ein weiter Weg zu der Position, wo ich hin wollte: Selbstständige Autorin sein. Ich wusste, was mein Traum war, aber meine Sorgen hielten mich davon ab, den Weg dorthin zu gehen.
Irgendwann nahm ich mir ein Herz und zerschlug die Sorgen.
Auf der „anderen Seite“ meiner Angst wurde mir klar: Es war nicht einmal halb so wild, wie meine inneren Stimmen es hatten klingen lassen. Risiken sind nicht mehr so groß, wenn man sie erst einmal eingegangen ist.
In diesem großen Unbekannten entdeckte ich nun eine ganz neue Seite an mir.
Ich war zum ersten Mal in meinem Leben in Frieden mit mir selbst.
Ich fühlte mich grenzenlos, angeregt und am Leben.
Wie gesagt:
Angst und Sorgen versperren uns auf ziemlich seltsame Art unsere Träume
– wenn wir ihre Absicht erst einmal erkannt haben, können wir die Schranken durchbrechen und jede Sekunde unseres Lebens lieben.
Vor einigen Monaten saß ich neben meiner 92-jährigen Oma und mir wurde klar, dass ihre Realität ganz anders aussieht als meine. Sie hat die Große Depression, den Zweiten Weltkrieg, die amerikanische Bürgerrechtsbewegung, die Kubakrise, die Ermordung von Präsident John F. Kennedy, den 11. September 2001 und seit einigen Jahren den ersten schwarzen amerikanischen Präsidenten erlebt.
Und doch saß sie da – ganz ruhig, mit einem sanften, unbewussten Leuchten.
Meine Oma lacht immer, sie hat ein friedliches Funkeln in ihren Augen.
Und mir wurde bewusst, dass meine „Mini-Dramen“, meine phasenweise Abneigung mir selbst gegenüber, die Sorgen über meine nächste Aufgabe ganz ganz oberflächlich sind verglichen mit dem, was sie durchgemacht hat.
Ich habe diese wunderschöne Frau gefragt:
„Oma, wie hast Du in Deinem Leben die harten Zeiten überstanden?“
Sie schaute mich an und sagte ganz einfach:
„Naja, am Ende wird doch immer alles gut, oder nicht?
Und es macht doch keinen Sinn, sich Sorgen zu machen, wenn am Ende immer alles gut ausgeht.“
Der Originalartikel „How to change your outcome – Tips from a recovering worryholic“ ist auf ihrem Blog Playwiththeworld erschienen.
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