Jahrelang habe ich geglaubt, dass unser Leben – was wir tun, was wir denken, was wir fühlen, was wir empfinden
– bestimmt wird von unseren inneren Einstellungen und unseren Konditionierungen.
Ich konnte eine ganz enge Verknüpfung sehen, wenn ich mir die Leben und Überzeugungen von über 13.000 Coachees angeguckt habe.
In den letzten Wochen musste ich diese Schlussfolgerung jedoch überdenken.
Ich habe ein paar Schritte zwischen inneren Einstellungen und unserer Art, das Leben zu leben, entdeckt und glaube nicht mehr, dass es eine direkte Verbindung zwischen ihnen gibt.
Um erklären zu können, was dann die Verbindung ist, verweise ich noch mal auf drei meiner Artikel zum Thema „Wahrnehmung der Realität“ im letzten Jahr [der Originalartikel ist von 2010]:
http://www.mortylefkoe.com/122209 und
Can We Manifest Specific Things in Reality? “Occurring” Part 3
Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, dass sie die Realität anders wahrnehmen, als sie eigentlich abläuft.
Wenn Du zum Beispiel etwas tun willst, das Dir schwierig vorkommt, dann ist es für Dich auch wirklich schwierig.
Für Dich ist die Schwierigkeit eine Tatsache.
Das Projekt könnte beispielsweise Fähigkeiten erfordern, die Du nicht hast, oder Du bist Dir nicht sicher, ob Du das Projekt erfolgreich wirst erledigen können. Aber das Projekt an sich ist gar nicht schwierig. Schwierig in Deinem Kopf, ja. Aber die Anforderungen des Projekts sind in der echten Welt.
Es gibt also einen grundlegenden Unterschied zwischen der Realität und unserer Wahrnehmung der Realität, und die meisten Menschen erkennen diesen Unterschied nie.
Zurück zu meiner neuen Erkenntnis:
Mir scheint, dass das, was unsere Gedanken, Gefühle, Verhalten usw. bestimmt, unsere Wahrnehmung der Realität ist, jeden Moment. Für uns ist die Realität gleich unserer Wahrnehmung von ihr – und nicht, wie sie wirklich ist.
Spielen innere Einstellungen und Konditionierungen überhaupt eine Rolle?
Ja, tun sie. Die Verbindung zwischen unseren inneren Einstellungen und Konditionierungen und wie die Dinge sich für uns darstellen ist die Bedeutung, die wir der Realität immer wieder geben.
Ich glaube, das funktioniert so:
Wir haben Einstellungen und Konditionierungen aus unserem früheren Leben.
In jeder Situation, in der wir uns wiederfinden,
bestimmen hauptsächlich unsere Einstellungen und Konditionierungen die Bedeutung,
die wir dieser Situation geben.
Diese Bedeutung bestimmt wiederum unsere Wahrnehmung.
Und diese Wahrnehmung bestimmt dann, wie wir auf die Situation reagieren.
Hier ein anschauliches Beispiel:
Stell Dir vor, dass Du einige innere Einstellungen hast, unter anderem
„Was mich gut genug oder wichtig macht, ist, dass andere gut von mir denken“.
Du bist nun in folgender Situation: Du bist in einer Gruppe Deiner Freunde, die alle dieselbe Meinung über etwas haben. Du hingegen stimmst nicht zu.
Das ist die Realität.
Weil Du die inneren Einstellungen hast, die Du nun einmal hast, könntest Du die Situation so interpretieren:
„Es ist gefährlich, jetzt nicht meinen Freunden zuzustimmen, weil sie mich dann vielleicht nicht mehr mögen oder schlechter von mir denken.“
Weil Du der Situation diese Bedeutung gibst, ist sie für Dich wahrscheinlich unbequem, Du fühlst Dich nicht wohl, und Du willst nicht sagen, dass Du eigentlich nicht der Meinung Deiner Freunde bist. Wahrscheinlich würdest Du also gar nichts sagen.
Deine Überzeugungen würden also dazu führen, der Realität diese Bedeutung zu geben.
Wegen dieser Bedeutung würdest Du die Situation persönlich so wahrnehmen. Und letztendlich wäre Dein Verhalten passend zu Deiner Wahrnehmung.
Als ich letzte Woche einem Freund von meiner neuen Erkenntnis in der Beziehung zwischen Überzeugungen und unserer Weise, das Leben zu leben, erzählte, sagte er:
„Warum machst Du es so kompliziert? Wenn Überzeugungen und Konditionierungen die Bedeutung der Situation hervorrufen, die wiederum die Wahrnehmung beeinflusst, die bestimmt, wie wir unser Leben leben, macht es doch nichts, wenn zwischen den Überzeugungen und unserem Leben wie wir es leben noch ein paar Elemente liegen, oder?“
Doch.
Die Unterscheidung kann sehr wichtig sein.
Wenn unser Leben das direkte Ergebnis unserer inneren Einstellungen und unserer Konditionierungen wäre, könnten wir unser Leben nicht ändern, bis wir sie gefunden und gelöst hätten.
Wenn aber unser Leben das Ergebnis von Bedeutungen ist, die wir Situationen geben, dann könnte es möglich sein, diese Bedeutung zu verändern und somit auch, wie wir uns in einer bestimmten Situation fühlen und verhalten, ohne die inneren Einstellungen lösen zu müssen.
Ich glaube, dass es möglich ist, genau das zu tun.
Ich bin derzeit dabei, ein zehnwöchiges Experiment mit 20 Leuten zu machen, um zu sehen, was es braucht, um die automatische Deutung einer Situation zu verändern. Bisher sieht es gut aus. Ich selber habe es schon viele Male gemacht, auch wenn es schwer ist, es regelmäßig zu machen.
Langfristig würdest Du natürlich die relevanten negativen Einstellungen und Konditionierungen immer noch ganz loswerden wollen, denn wenn Du das nicht tätest, würdest Du ähnlichen Situationen immer wieder dieselbe Bedeutung geben, die dann wiederum verändert werden müsste.
Wenn Du jedoch die negativen Einstellungen loswirst und an ihre Stelle eine positive Bedeutung setzt, musst Du sie nicht immer wieder verändern.
Jetzt fragst Du Dich vielleicht:
Wie verändert man also die Bedeutung, die wir ständig automatisch und unbewusst Ereignissen geben?
Genau so, wie wir Bedeutungen loslassen, die wir uns als Kinder angeeignet haben:
- Gib den Ereignissen zwei oder drei verschiedene Bedeutungen, so dass Du verstehst, dass die Bedeutung, die Du der Situation gibst, nicht „die Wahrheit“ ist.
- Dann mach Dir bewusst, dass Du die Bedeutung nie in der Realität gesehen hast. Du kannst die Realität sehen, aber die Bedeutung findet immer nur in unserem Kopf statt.
Es scheint auch so, als wären manche Menschen in der Lage, ihre Wahrnehmung zu ignorieren oder zu überspielen.
Ich habe ein paar Menschen beobachtet, die finanziell, beruflich und in anderen Aspekten ihres Lebens, z.B. wie sie mit Essens- oder Gewichtsproblemen umgehen, erfolgreich scheinen. Diese Menschen haben trotzdem eine Anzahl an negativen inneren Einstellungen.
Das würde gar keinen Sinn ergeben, wenn unser Leben genau wie unsere Einstellungen wäre.
Wenn ich aber beachte, was ich herausgefunden habe, dann scheint es, als würden diese Menschen entweder immer wieder die Bedeutung von Situationen verändern oder immer wieder überspielen, wie sich die Situation für sie darstellt.
Diejenigen, die Letzteres machen, scheinen in der Lage zu sein, sich selber zu sagen:
„Ja, die Welt kommt mir schwierig vor, oder ich scheine nicht zu passen usw., aber ’so what‘? Die Realität (also wie ich die Welt wahrnehme) interessiert mich nicht wirklich, ich mache trotzdem mit.“
Wenn ich mir mein eigenes Leben so angucke, sehe ich, dass ich das auch ab und zu getan habe.
Ich habe Absichten oder Ziele, in denen ich so sehr aufgehen kann, dass ich total ignoriere, wie ich sie wahrnehme.
Ein Beispiel für mich ist Zucker:
Ich habe beschlossen, meinen Zuckerkonsum herunterzufahren und esse nur noch ein Stückchen Schokolade oder zwei nach dem Abendessen und gar nicht während des Tages. Meistens habe ich nach dem Mittagessen das Verlangen, ein Stückchen zu essen. Ich nehme das Gefühl wahr, ignoriere es und sage leise zu mir selber:
„Es ist mir egal, ob ich jetzt gerne Schokolade essen würde. Ich werde es nicht tun.“
Es ist kein Kampf, das Verlangen wird wirkungslos, und ich denke gar nicht mehr an Schokolade nach diesem Gedanken. Mein Bekenntnis zu weniger Zucker scheint also so viel größer zu sein als mein Verlangen nach Schokolade nach dem Mittagessen, dass sich das Verlangen nach Schokolade einfach unwichtig fühlt.
Nach Fertigstellung des Lefkoe Freedom Experiments werde ich mehr über die Bedeutung von Situationen und das Verschieben von Wahrnehmungen sagen können.
Probier Dich in der Zwischenzeit doch selber aus.
Schau mal, ob Du Dir des Unterschieds zwischen der Realität und wie Du sie wahrnimmst bewusst bist.
Und dann probiere aus, ob Du Deine Wahrnehmung ändern kannst, indem Du die Bedeutung der Situation, in der Du Dich befindest, veränderst.
- Hast Du schon mal bewusst oder unbewusst eine innere Einstellung verändert – und wie war der Unterschied von „vorher“ zu „nachher“?
- Welche Tipps hast Du für andere Life-Preneure?
Der Originalartikel „What really determines how we live our lives“ ist auf seinem Blog mortylefkoe.com erschienen.
[Bildquelle: Das Bild mit den Schatten unserer Wahrnehmung ist von LoggaWiggler auf Pixabay – vielen Dank!]
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