Damit Ihr ganz persönlich etwas von diesem Blog habt, möchte ich heute damit anfangen, Euch ein paar Fragen zu stellen:
Erstens: Welchen Sport auch immer Du machst –
wie oft kannst Du Dein ganzes Potenzial nutzen?
Mit anderen Worten: Wenn Du Deine beste Leistung mit 10 bewertest, wie oft schaffst Du eine 10?
Die nächste Frage:
Wenn Du Deinen Sport manchmal auf dem Level einer 10 ausüben kannst, warum kannst Du es nicht häufiger?
Ganz offensichtlich hast Du die körperlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten, sonst hättest Du ja nie eine 10 geschafft…
Ich behaupte:
Der Grund, warum Du nicht immer gleichbleibend gut bist und warum Du meistens nicht Dein ganzes Potenzial bei Deinem Sport ausschöpfst, ist nur Dein Kopf – und ganz besonders Deine inneren Überzeugungen, Deine Einstellungen, Deine Gefühle – Sie alle kannst Du ganz allein ändern.
Natürlich brauchst Du die richtigen Fähigkeiten für Deinen Sport, aber wie Jim Loehr [ein Sport-Psychologe, der bereits mit vielen erfolgreichen Profisportlern zusammen gearbeitet hat] sagt:
„Das Alleinstellungsmerkmal großer Sportler egal welchen Sports ist nicht so sehr ihr herausragendes Talent, sondern vielmehr ihre herausragende Fähigkeit, konsistent auf dem höchsten Level ihres Talents zu spielen.“
Dem stimmen viele andere zu. USA Today z.B. sagte:
„Die besten Golfspieler sind sich schon seit Jahren einig: Die Top 100 der Golfspieler der Welt unterscheiden sich kaum in ihren körperlichen Fähigkeiten.
Was zwischen Erfolg und Misserfolg entscheidet ist ihre Herangehensweise, ihr Krisenmanagement auf dem Course, ihr Umgang mit Druck, und ihre Fähigkeit, mit Emotionen, Ängsten und Zweifeln umzugehen. Kurz gesagt: Die mentale Seite des Sports.“
Wahrscheinlich klagst Du wie die meisten ambitionierten Amateursportler nicht großartig über Deine körperlichen Grenzen. Hier ist eine Liste der häufigsten Beschwerden – welche kommen Dir bekannt vor?
- „Es ist nicht so, dass ich nicht weiß, was ich machen soll – ich mache nicht, was ich weiß.“
- „Je mehr ich es versuche, desto schlechter spiele ich.“
- „Ich weiß ganz genau, was ich mit meiner Vorhand (oder meinem Putting, oder meiner Beinarbeit, oder meinem Schwimmzug etc.) falsch mache, aber ich kann es mir einfach nicht abgewöhnen.“
- „Wenn ich mich auf eine Sache konzentriere, leidet eine andere darunter.“
- „Ich bin mir selbst mein größter Feind.“
Wie Du siehst sind alle diese Beschwerden mentaler Art und außerdem das Ergebnis von Druck, den Du Dir selbst machst.
Genauso sieht es Loehr:
„Wenn Du den Druck von Dir nehmen kannst, kommt das Siegen von ganz allein.“
Warum ist das so?
Was ist die Verbindung zwischen Druck und Deiner Fähigkeit zu spielen?
Tony Schwartz sagt in einem Artikel des New York Magazine, dass
„Gedanken daran, zu verlieren oder schlecht zu spielen, zu Angst und Sorgen führen können. Diese rufen eine ganze Anzahl an physiologischen Reaktionen hervor wie z.B. eine höhere Herzfrequenz, Muskelanspannung, Atemnot, zu wenig Blut in den Händen und Füßen und sogar eingeschränkte Sehfähigkeit. Alle diese Reaktionen machen es unmöglich, das volle Potenzial auszuschöpfen.“
Der Umgang mit Fehlern
„Das Schlimmste, das einem Sportler emotional passieren kann, sind Fehler“,
sagt Loehr.
„Fehler können starke emotionale Reaktionen wie Enttäuschung, Scham, Wut, Gereiztheit oder niedrige Intensität hervorrufen, die für ungleichmäßige oder schwache Leistungen verantwortlich sein können. Für manche Sportler ist beinahe jeder Fehler eine emotionale Krise.
Interessant ist aber, dass man mit den Fehlern genauso umgeht, wenn man gut spielt.
Sie drehen sich einfach um und gehen wieder, als wenn nichts passiert wäre. Idealerweise ist die beste Antwort auf einen Fehler die Herausforderung.
Ein Fehler ist einfach eine Rückmeldung zum „mentalen Computer“, dass der Schuss nicht perfekt war, dass ein bisschen Anpassung nötig ist. Ohne Fehler wäre der Lernprozess dauerhaft geblockt. Keine Fehler – kein Fortschritt. Aber negative Emotionen blocken den Prozess und sind eine ganz natürliche Antwort auf Fehler.
Was ist also die Antwort? Spieler müssen auch emotional trainieren, so dass Fehler die richtige emotionale Reaktion hervorrufen.
Es mag möglich sein, „emotional zu trainieren“, aber letztendlich sind Emotionen das Ergebnis von inneren Überzeugungen und Konditionierungen.
Löse Dich von Deinen Überzeugungen und die Emotionen werden sich automatisch ändern.
Stell Dir Folgendes vor:
Du bist davon überzeugt, dass ein Ball, der im Netz landet (oder im Wasser oder wie auch immer, je nach dem, welchen Sport Du machst), ein Fehler ist, und Fehler wiederum bedeuten, dass etwas mit Dir nicht richtig ist.
Jetzt stell Dir vor, dass der Ball im Netz oder Wasser landet.
Was müsstest Du fühlen?
Du müsstest sauer auf Dich selbst sein, angenervt, frustriert, hoffnungslos usw.
Jetzt stell Dir folgende Situation vor:
Du bist davon überzeugt, dass es so etwas wie Fehler überhaupt nicht gibt, dass jedes Ergebnis, das Du so nicht wolltest, eine Möglichkeit ist, besser in Deinem Sport zu werden. Außerdem bist Du davon überzeugt, dass es nichts über Dich persönlich aussagt, wenn Du ein angestrebtes Ergebnis nicht erreichst.
Nun landet der Ball also im Netz oder im Wasser.
Was würdest Du in dieser Situation fühlen?
Es mag schwierig sein, Dir jetzt vorzustellen, dass es nur Ergebnisse und keine Fehler gibt, aber stell Dir das Szenario einfach mal so gut es geht vor, okay? Was würdest Du fühlen?
Du wärst herausgefordert, ruhig, neugierig oder vielleicht würdest Du sogar gar nichts fühlen.
Was passiert physiologisch wenn Du glaubst, dass Du einen Fehler begangen hast?
Zu viel negative Energie, die umgesetzt wird in zu viel Aufregung, zu viel Wut, zu viel Sorgen.
Einige typische Anzeichen von zu viel Energie, von „Über-Erregtheit“, sind:
- Deine Beine sind schwach und fühlen sich an wie Gummi.
- Du kannst Dich nicht konzentrieren und auf etwas fokussieren.
- Alles scheint Dir schneller, als es in Wirklichkeit ist.
- Du kannst nicht klar und genau denken.
- Du konzentrierst Dich nur auf eine Sache, das Umschwenken auf etwas anderes ist schwierig.
- Du bist sehr schnell KO.
Wenn Du Deine inneren Überzeugungen über Fehler änderst, treten diese Situationen nicht auf.
Umgang mit Stress: Stress ist eine Interpretation
„Die Größe eines Gretsky, eines Connors, eines Palmers oder eines Everts zeigt sich nicht daran, wie gut sie unter Druck spielen“,
sagt Loehr.
„Niemand kann unter Druck gut spielen.
Ihre Größe zeigt sich daran, dass sie gelernt haben, sich den Druck zu nehmen. …
In Situationen hohen Drucks von außen haben diese Sportler keine Angst gehabt – im Gegenteil, sie waren innerlich ruhig und friedlich und gleichzeitig total energiegeladen, positiv und enthusiastisch. …
Genau diese Fähigkeit unterscheidet die Superstars vom Rest:
Sie können sich den Druck nehmen, Krisen in Möglichkeiten und Bedrohungen in Herausforderungen umwandeln.
Und alles, was zwischen Dir und dieser Fähigkeit steht, ist Dein Kopf! …
Druck ist etwas, das Du Dir selber auferlegst.“
Nichts ist von sich aus stressig.
Mit anderen Worten: „Da draußen“ gibt es keinen Stress und nichts „da draußen“ verursacht Stress. Stress entsteht im Kopf und existiert nur im Kopf, es ist das Ergebnis einer Interpretation. Verändere diese Interpretation, indem Du Deine inneren Überzeugungen änderst, und der Stress wird verschwinden.
Stell Dir beispielsweise mal vor, dass Du ein Projekt abschließen müsstest und eine Anzahl an Dich einschränkenden inneren Überzeugungen hättest, unter anderem „Ich kann das nicht“ und „Nichts, was ich mache, ist gut genug“.
Was würdest Du zu Beginn des Projekts fühlen?
Eine Art Stress.
Und es würde sich anfühlen, als würde das Projekt den Stress hervorrufen, richtig?
Lass uns jetzt annehmen, Du hättest dasselbe Projekt, aber die gegenteiligen inneren Überzeugungen, also „Ich kann das“ und „Was auch immer ich mache, es ist gut genug“.
Wenn Deine inneren Überzeugungen Dich positiv stimmen, dass Du einen guten Job machen wirst, glaubst Du, das Projekt würde Dich immer noch stressen?
Wohl kaum.
Das gleiche Projekt mit anderen inneren Überzeugungen würde in anderen Arten Stress enden.
Indem Du Deine inneren Überzeugungen änderst, kannst Du etwas, das Du zuvor als stressig empfunden hast, nun als Spaß und herausfordernd erleben.
Kontrolliere Deinen Kopf, verbessere Dein Spiel. Es ist wirklich möglich.
Der Originalartikel „How the mind determines athletic success“ ist auf Morty Lefkoes Blog mortylefkoe.com erschienen.
[Bildquelle: Das Bild der Jagdtrophäe ist von Stux auf Pixabay – vielen Dank!]
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