Eine Tasse Tee in der Hand, saß ich mit 22 an der Ostküste der USA auf einer Hintertreppe.
Es war sehr früh (ich arbeitete in der Frühschicht als Hostess in einem Hotel) und ich sah über die Bay. Unter mir die Holztreppe, vor mir das blitzende ruhige Wasser, der Geruch von Wellen in der Luft.
Ich hatte die Welt für mich, diese Bay und ich, wir waren beieinander.
Obwohl ich sonst kein Frühaufsteher bin: Diese Momente mit dem Tee und mir habe ich geliebt.
Ich und die Teetasse.
Wir sind ein gutes Paar.
Bei meinen Eltern gab es früher sonntags einen Nachmittagstee.
Ostfriesisch, stark, mit flüssiger Sahne, dazu Kuchen, etwas Musik. Momente der Ruhe, nach dem Feiern und der Geselligkeit gestern und der kommenden Woche morgen vor mir. Nicht Anne Will und andere Problem-Talkshows.
Tee ist für mich so vieles, und weil er für mich zum Glücklich-Sein dazugehört, möchte ich mit Dir teilen, warum er das ist – vielleicht bringt es Dich ja auch auf den Geschmack?
Tee ist eine Welt von Bergen
Tee ist auch Geschichte – der Darjeeling kommt hoch aus den Bergen des Himalayas. Auf über 2000 Metern wächst er und kommt damit aus einer Welt würziger Bergluft, den vorgelagerten Hängen vor den imposantesten Bergen ever, dem Himalaya – aus einer so anderen Welt.
Und doch ist der Tee jetzt hier in dieser Tasse für mich da und bringt mir diese Ruhe, das Grün, die Stabilität des ewigen Steins und den Überblick der Höhe mit.
Tee ist für mich unternehmerischer Mut
Tee ist eine der Waren, die – vielleicht im 19. Jahrhundert schon – von Unternehmern als riskantes Unternehmen nach Europa gebracht wurden. Ich stelle mir vor: Vielleicht war es ein Hamburger Kaufmann, der das Wagnis eingegangen ist, in eine sehr entlegene Ecke der Welt zu reisen, als wir das Wort Pauschalreise noch gar nicht kannten.
Also hat für mich Tee inzwischen auch etwas von mutigem Unternehmertum.
Tee ist ein bisschen Nicht-Alltag
Um die Ecke zum Chinesen gehen hat für mich wegen des Tees inzwischen eine andere Bedeutung als gebratene Nudeln zu essen. Ich trinke nämlich ein Kännchen Maicha zum Essen und finde, er passt wunderbar.
Tee ist Wärme
Die Tasse Tee ist ein bisschen ein Feuerritual, denn ich nehme die Kanne mit an meinen Schreibtisch und setze sie auf ein Stövchen – die Flamme ist wie ein Zeichen meiner inneren Ruhe.
Tee ist Ästhetik
Eine gute Freundin von mir trinkt Tee, weil für sie schönes Teegeschirr ein Grund zum Tee-Trinken ist. Ein wirklich guter Grund! 🙂
Der Tee ist einmalig
Ähnlich wie Wein ist jeder Tee anders, bringt die Geschichte seiner Erde, der Menschen, die mit und an ihm gearbeitet haben, mit.
Er wird nie langweilig werden, genauso wie gutes Essen, guter Wein, Yoga und Menschen, die wir in ihrem Wesens-Kern erkennen können.
Einen Einstieg in den Tee finden
Wie beim Laufen gehen, beim Kochen und vielen anderen schönen Dingen, die Dein Leben glücklicher machen, ist der Einstieg in kleinen Schritten meist am besten.
Such Dir auf jeden Fall einen kleinen Teeladen in Deiner Stadt – wenn das nicht geht: Deutschlandweit kannst Du gut z.B. zu Tee Gschwendner gehen.
Davon abgesehen, dass guter Tee meist nicht die Spezialität von Supermärkten ist, hat das den großen Vorteil, dass Du kleine Mengen Tee kaufen kannst. Die Beratung ist natürlich besser, UND Du kannst Dir den Tee vorher anschauen, mal dran schnuppern.
Als Anregung hier meine
typische Auswahl an Tees, die ich gern zuhause habe:
Für morgens:
- unterwegs im Zug trinke ich gern einen grünen Tee – Morgentau von Ronnefeldt ist wirklich lecker – lass ihn Dir lieber in der Porzellantasse servieren statt im Plastik-ToGo-Becher – das schmeckt einfach besser.
- frischer Ingwer als Ingwer-Wasser (grade morgens gut)
- ein kräftiger Breakfast Tea, der morgens ein lautes „Hallo wach“ ruft – mit einem Schuss Milch, evtl. etwas Honig – gut für den Kreislauf 😉
Für mittags:
- Maicha oder Genmaicha (schmeckt ein bisschen wie Popcorn)
- Jasmintee oder Ingwertee oder grüner Tee (grüner und Jasmin machen meist wieder angenehm wach – gut für einen produktiven Nachmittag)
- Tipp: Diese Sorten gibt es oft auch in asiatischen Imbissen und werten jedes Essen auf.
Für nachmittags / Tea Time:
- ein Earl Grey für nachmittags oder etwas anderes, das schön duftet
- außerdem schön für nachmittags : Ostfriesentee.
- meine ‚Geheim-Waffe‚ ist Lapsang Souchong – er schmeckt rauchig, wie Speck oder ein Malt Whiskey – und mein Hirn ist danach verblüffend produktiv
Abends /zum Abendessen:
- einen koffeinfreien, schwarzen Tee für abends – schmeckt super auch zu herzhaften Gerichten
- wenn Du ihn kriegst, ist Kukicha auch eine gute Wahl (von Natur aus koffeinarm)
- Rooibos mit etwas Zitron ist toll
- oder – wenn Du es erfrischender magst – tut es auch ein pfefferminzigen Kräutertee
Alltagsfähig Tee trinken als Gewohnheit für ein gutes Leben
Jede gute Gewohnheit, die das Leben glücklicher macht, lebt ja davon, dass sie in einem normalen Alltag funktioniert. Ob mein Alltag so ’normal‘ ist, sei dahingestellt – aber welcher ist das schon!? 😉 – jedenfalls habe ich Tee trinken im Alltags-Einsatz schon gründlich getestet.
Hier meine Tipps dazu:
Tee trinken zu Hause:
Hier sind Deine Möglichkeiten natürlich unbegrenzt. Du kannst eine echte Tea Time machen, zum Tee kleine bis große Snacks genießen, alleine oder als andere Version einer kleinen Party – alles ist möglich. Lass Dich inspirieren von Büchern wie „Tee im Teehaus“ oder „It’s Teatime
„.
Tee trinken unterwegs / auf Geschäftsreise:
Besonders gut am Teetrinken als gute Gewohnheit für ein glücklicheres Leben ist, dass es selbst für Menschen, die viel reisen müssen, machbar ist.
Nimm einen Tee während der Zugfahrt wie eine Auszeit, wie ein kleines Stück Wellness, das nicht viel kostet, aber für Dich eine angenehme Pause darstellt. Kopfhörer auf die Ohren dazu, ein wenig Lieblingsmusik (ja, STATT telefonieren, surfen, Blackberry checken!).
Die 10 Minuten müssen drin sein.
Wer mit dem Auto unterwegs ist, kann zum einen die gute alte Thermoskanne mitnehmen –
ein heißer Darjeeling auf einem ranzigen Rastplatz kann das Lebensgefühl deutlich heben!
Zum anderen gibt es selbst an vielen Tankstellen inzwischen anständigen Tee.
Tee trinken im Büro
Wenn Du nicht unterwegs bist, sondern z.B. im Büro, kannst Du ja dort am Nachmittag eine kleine Tea Time machen. Kleine Tea Times zu machen hat den Vorteil, dass Du damit auch in einer ’normalen‘ Büro-Welt starten kannst. Du brauchst dafür nicht viel:
- Eine Kanne,
- ein, zwei Tassen,
- ein Stövchen wäre schön.
Du braust also eine Kanne Tee, machst das Stövchen an, isst etwas Obst und/oder ein Marmeladenbrot – et voilà!
Allzu merkwürdig wirkt es auf andere auch nicht – immerhin hat Teetrinken ja die Assoziation guter Gesellschaft – und:
Vielleicht schließen sich die Kollegen an.
Sei also darauf gefasst und nimm lieber die größere Kanne! 🙂
Tatsächlich bringt es auch gleich einen ganz anderen Flair in ein Nachmittags-Meeting, wenn Du Deinen Gesprächspartner auf eine gute Tasse Tee statt abgestandenem Thermoskannen-Kaffee einlädst.
Tees mit unterschiedlicher Wirkung:
Abschließend sei noch gesagt, dass Tees in ihrer Wirkung sehr unterschiedlich sein können – von beruhigend bis hellwach-machend ist da alles dabei – unterschätz‘ das nicht, denn abends um acht den Breakfast Tea erwischt zu haben, kann am Ziel vorbeischießen. :))
Mit etwas Bedacht eingesetzt, kann Tee ein nettes „Soft-Doping“ im Alltag sein.
So bilde ich mir z.B. ein, dass ich nach Grüntee mit Ginkgo seeeehr clevere Einfälle hätte. Kräutertees wie Melisse etc. sind fast Naturheilmittel und können z.B. wie Hopfen abends beruhigend und ausgleichend wirken.
P.S.: Dieser Artikel wurde unter Einfluss von Ostfriesen-Tee geschrieben. 😉
- Wie nutzt Du Tee für einen guten Alltag?
- Welches Getränk oder welcher Snack gehört für Dich zu einem gut gelebten Tag dazu?
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