Schreiben selbst ist gar nicht so schwierig, schwierig ist ’nur‘, herauszufinden, wie man damit anfängt. Das wirklich Wichtige ist: Überhaupt damit anzufangen.
Vor inzwischen fast fünf Jahren habe ich selbst zum Glück aufgehört, immer nur darüber zu reden. Sondern damit angefangen, es zu tun. Heute hier von mir 9 Tipps, die Dir den Einstieg erleichtern sollen – probier‘ sie aus und lass mich wissen, wie Deine Erfahrung damit war.
1. Keiner braucht es zu wissen.
Starte mit dem Schreiben einfach ohne dass jemand anderes davon merkt oder es weiss. In einem Notizbuch. In Form eines Tagebuchs. Oder einfach mit einer Art Skizzenheft. Wenn Du noch nicht weisst, worüber Du schreiben willst, dann starte erstmal damit, überhaupt Ideen zu notieren. Ein paar Gedanken schriftlich festzuhalten. Gib‘ Dir evtl. selbst ein (kurzes) Zeitziel („7 Minuten Gedanken notieren“).
Falls etwas in Dir Dich dann immer noch bremst („Puh, wenn das die Betroffenen lesen….!“), mach mit Dir selbst eben einen Deal, dass all das niemals jemand zu sehen bekommen wird (damit bist Du in bester Schriftsteller-Gesellschaft).
Mit dem „Nur für mich schreiben“ war ich übrigens jahrzehntelang soweit fein – und es kann sein, dass es für Dich so schon ausreicht.
'Ich reise niemals ohne mein Tagebuch. Man sollte immer etwas Aufregendes zu lesen bei sich haben.' O. Wilde Klick um zu TweetenOk, damit haben wir schon mal eine Basis: Immerhin hast Du schon mal was Schriftliches von Deinem neuen Lieblingsautor vorliegen: Dir. 🙂
2. Bau auf deinen Notizen auf
In einem nächsten Schritt kannst Du anfangen aus diesem Tage-/oder Notizbuch heraus einzelne Texte oder Ideen weiter zu bearbeiten. Das sorgt automatisch dafür, dass die Angst vor dem weissen noch unbeschriebenen Blatt sich erledigt: https://club-of-happy-lifepreneurs.de/2012/09/06/tagebuch-schreiben-veroeffentlichen/
3. Stell Dich darauf um, etwas wunderbar ‚Sinnloses‘ zu tun
Eine der wahren Herausforderungen des Schreibens liegt auch hierin verborgen: Versuch Dich (am besten möglichst rasch) daran zu gewöhnen, etwas zu tun, das nicht direkt eine Belohnung erhält – weder Geld noch Anerkennung. Das ist gar nicht SO einfach, weil es vielen von uns gründlich angewöhnt wurde („was mach‘ ich hier bloß mit meiner Zeit!“), aber es geht mit der Zeit besser.
Hier findest Du weitere mentale Unterstützung dafür: https://club-of-happy-lifepreneurs.de/2012/10/07/schreiben-ohne-bezahlung/. Übrigens kann der Charme des unbelohnten Schreibens genau darin liegen: Ganz ohne äußere Vorgaben tun zu können, was man will – und damit ist es oft, wenn zusätzlich Geld ins Spiel kommt, auch wieder vorbei.
Aus dem gleichen Grund:
4. Mach das Schreiben zum Teil Deines Alltags
– auch und gerade weil es „NUR“ Deine Agenda ist. Sich damit erstmal schwer zu tun ist ein Problem, das viele inkl. mir haben. Das liegt daran, dass man SO sehr daran gewöhnt ist, seine Prioritäten von außen vorgegeben zu bekommen. Logisch, dass es deswegen schon seit längerem deswegen einige gute Tipps von Cynthia Morris für Dich hier auf der Page gibt:
Das zu ändern ist übrigens grundlegend super für Dein Leben – auch wenn Du irgendwann nicht mehr Schreiben sondern etwas anderes, das ‚NUR‘ auf Deiner Agenda steht, tun willst.
5. Fang an, ganz viel zu ’spicken‘
Sich damit zu beschäftigen, wie andere den kreativen Prozess anpacken, kann ausgesprochen inspirierend sein – und zeigt uns, dass auch für ‚die ganz Großen‘ nicht immer alles so seitlich aus der Hüfte geschossen werden konnte.
Mir gefallen z.B. die selbst gestellten Regeln von Henry Miller sehr gut.
Ein Tipp: Kreative Prozesse haben alle ähnlich Grundprinzipien. Das heißt, Du kannst Dich gut auch bei anderen Künstlern, nicht nur bei Schriftstellern über ihren Prozess informieren.
Damit Du Dich leichter tust, in der monströsen Masse an Büchern über Kreativität und kreatives Schreiben etwas Gutes zu finden, gibt es übrigens inzwischen auch Buchtipps hier.
6. Probier‘ Dich ruhig an diesem Buch.
An welchem? Naja, an dem, das Du so gern selbst lesen würdest. Dieses, für das Du die Idee schon im Kopf hast. Ein paar Tipps zum Einstieg findest Du hier (BEVOR Du wahnsinnig drüber wirst): „ICH WILL EIN BUCH SCHREIBEN!“ – WARUM DAUERT DAS SO LANGE!? 8 TIPPS FÜR ALLE AUTOREN ODER DIE ES WERDEN WOLLEN. Oder melde Dich ganz schnell noch beim NanoWrimo an – dort schreiben tausende Schreibverrückte jedes Jahr einen Monat lang was die Tastatur oder der Füller her gibt. Das hat auch den Vorteil, nicht ganz allein damit zu sein (allerdings auch den Nachteil zu viel „was man tun/lassen sollte“-Kram ins Ohr zu bekommen).
7. Warte nicht länger.
Warte bitte nicht erst darauf, ein Exposé an Verlage zu schicken, ein Ja zu kriegen. Warte auch nicht darauf, dass Du eines Tages einsam und allein bist und ohnehin zu viel Zeit hast (wobei Schreiben auch dann bestimmt eine gute Idee ist).
Tu‘ all das nicht.
Wenn Du nach wie vor nicht wirklich schreiben willst, such Dir eine bessere Ausrede. 😉
Nein, im Ernst: Ausreden gelten nicht wirklich. Wenn Du Lust hast zu schreiben, dann tu es bitte. Etwas in Dir wird schon einen Grund haben, warum – und Du mußt den Grund nicht bewußt kennen, um endlich loszulegen.
8. Lerne und übe systematisch.
Ich z.B. habe schlichtweg im Tun und über Feedback, über Laut-Vorlesen, Diskutieren viel gelernt. Eine Zeitlang war das mein „System“. Jeder ist da anders. Systematisch vorzugehen – egal WIE Dein System aussieht – würde ich auf jeden Fall empfehlen, allein schon damit Du – falls etwas nicht so gut funktionieren sollte – leichter heraus findest, was Du ändern musst.
Dein System kann völlig anders aussehen – und ganz anders sein als alles andere, das für andere funktioniert. Das ist völlig schnuppe. Das wirklich Einzige was zählt, ist, dass es für DICH , hier und heute funktioniert. Dazu gibt es übrigens auch exzellente Selbst-Coaching-Unterstützung in Cynthia Morris‘ „Jetzt. Schreibe. Ich.“
Deswegen habe ich Cynthia damals sofort angesprochen, ob wir es etwas überarbeiten und ins Deutsche übertragen dürfen. Ich kann es wirklich empfehlen – nach jahrelangen Recherchen zum thmea „Schreiben“ war es DAS Buch, von dem ich sofort dachte:
Mist, das hätte ich vor Jahren gebraucht.
9. Sieh das Ganze als Lernprozess
Du wirst Dich sehr viel leichter tun, mit Dir selbst freundlich und geduldig zu sein, wenn Du nicht sofort erwartest, alles aus dem Stand zu können, sondern eher davon ausgehst, dass das Schreiben – wie eine komplexere Sportart – etwas ist, bei dem man die Technik lernen muss, sehr viel üben, und vor allem immer dran bleiben – auch wenn es eben scheinbar eher rückwärts oder wenigstens nicht voran geht. Manchen Muskeln muss man erst mal Zeit geben, sich zu entwickeln.
Endlich schreiben: Es geht nur mit Geduld
Sei mit Dir selbst wie eine liebevolle Mama, die ihr Kind beim Laufenlernen auch zum 500sten Mal hilft, wieder aufzustehen und ermutigend zulächelt.
Schreiben stärkt unseren Risikomuskel. Cynthia Morris Klick um zu Tweeten [Bild. Von Edar auf Pixabay – danke! :)]