Ein schöner Wunsch, ‚bleib wie Du bist‘ – oder?
Aber sind wir noch wir selbst?
Manchmal nämlich fühlt sich dieser Wunsch wie die Erinnerung an,
einen alten Freund endlich mal wieder zu besuchen…nämlich uns selbst, oder? 🙂
Wenn das der Fall ist, ist es Zeit, ein bisserl aufzuräumen.
Überleg mal kurz…
Wer und was bist Du hier & heute AUSSERHALB der Dinge und Rollen, die die Welt um Dich herum von Dir erwartet?
- Womit und worüber identifizierst Du Dich?
- Was macht Dich aus?
Ok, Du machst Deinen Job – und vielleicht tust Du das mit Leidenschaft – aber:
BIST Du Dein Job?
Was wäre von Dir ohne diese berufliche Aufgabe ‚übrig‘? Wärst Du dann weg?
Naja, es wäre ungewohnt, doch ich kann Dir versichern: DU wärst nach wie vor da.
Wenn Du Kinder hast, liebst Du sie bestimmt sehr und würdest alles für sie tun – aber:
BIST Du Deine Kinder?
- BIST Du Deine Mutterrolle, Deine Vaterrolle?
- Was wäre, wenn Du dafür gar nicht gebraucht würdest – WER bist Du dann?
Als Unternehmerin oder Unternehmer ist Dein Unternehmen Dein Baby – aber auch da:
BIST Du Dein Unternehmen?
- WER bist Du außerhalb Deines Unternehmens?
Vielleicht isst Du gerne Äpfel – BIST Du deswegen ein Apfel?
🙂 Ich gebe zu, die letzte Frage soll etwas provokant sein!
Egal, was passiert: Uns selbst haben wir das ganze Leben lang dabei – und wir brauchen uns selbst als starken Anker.
Vielleicht verändern wir selbst uns – oder ziemlich sicher tun wir das.
Wie viel leichter geht es sich wohl mit all dem Auf und Ab und Hin und Her um, wenn wir während einer Veränderung wissen, dass
egal, was außen herum um uns passiert und was die Welt von uns wollen mag, wir im Kern nach wie vor wir selbst sind?
In einer unsicheren Phase ist das schon mal ein guter Anfang, oder?
Warum geht die Wahrnehmung für unser ‚Selbst‘ so leicht verloren?
Weil wir im Alltag oft so beworfen werden mit Ansprüchen, die von außen an uns gestellt werden, und wir uns manchmal unter unserer z.B. Mutterrolle oder Managerrolle oder Kombinationen daraus, so begraben lassen, dass es leichter scheint, sich diese Frage nach dem
WAS UND WER BIN NUR ICH?
besser nicht (mehr) zu stellen.
Wenn Du Dich zur Zeit manchmal erdrückt, unfrei oder kraftlos fühlst,
dann könnte das daran liegen, dass Deine sog. ‚Rollen‘ sehr viel Raum einnehmen und Dein ganz eigenes Ich ganz klein in die Ecke gedrückt wird. Das ist deswegen blöd, weil in diesem ganz eigenen Ich auch Deine ganz eigene Kraft und Energie drin steckt.
In Phasen, in denen wir mehr Kraft brauchen (während einer Reorganisation oder einer privaten Veränderung z.B.), kann es eine gute Energie-Quelle sein, sich schlicht und einfach
bei sich selbst „zuhause“ einzufinden,
sich dort an den Tisch zu setzen und zu merken:
Schau mal, da bin ja ich.
Es mag passieren, was will,
so lange ich lebe, werde ich mich verändern,
aber ich bin nach wie vor ICH.
ICH werde immer für DICH hier sein.
Diese Rückbesinnung auf uns selbst ist keine Bauchnabelschau, sondern ein Bewusstmachen innerer Unabhängigkeit. Die wiederum gibt uns das gute Gefühl, Einfluß nehmen zu können auf unsere Geschicke (altmodisch, gell?) – und wir packen Lösungen ganz anders an.
Wenn wir uns selbst verbieten innerhalb der Schachteln der Rollen, die wir im Leben einnehmen, noch wir selbst zu bleiben, was bliebe dann?
Dann bliebe nur noch eine Hülle aus Rollen.
Tatsächlich wären wir dann austauschbar.
Manchmal passiert es eben auch, dass man es soweit kommen lässt – und dann fühlt man sich genau so:
Leer. Ausgehöhlt.
Außen funktioniert alles und innen ist keiner zuhause.
Das kann weder uns noch unserem Umfeld letztlich recht sein – denn:
Was tragen wir so noch Besonderes bei?
Unsere Umfelder tendieren dazu, uns in ein Schema pressen zu wollen:
„Naja, als Führungskraft ist das eben normal“
„Typisch Kristin, die ist immer so und so….“
„Bei Herrmann war das schon immer so….“
Diese Art von Anerkennung oder Bestätigung hat wenig mit uns selbst zu tun.
Das ist wirklich wichtig, das nicht zu verwechseln: Diese Anerkennung oder Bestätigung für das Ausfüllen einer Rolle, die hat wenig mit Akzeptanz für uns als ganz spezieller Mensch zu tun. Diese Akzeptanz erfüllt hauptsächlich für unsere Umwelt eine Funktion: Sie suggeriert uns „mach weiter nur das“, und wenn wir das dann brav weiter machen, macht uns für andere berechenbar, den Umgang mit uns (vermeintlich) überschaubarer.
Lass uns immer wieder neu den Mut zusammen nehmen,
außerhalb von Rollen und Zuschreibungen ganz und gar selbst anwesend zu sein – selbst und gerade wenn das erstmal unbequem ist.
Vertrauen wir darauf, dass dann unser Ich in aller Ruhe dafür sorgen kann, das ganz Spezielle beizutragen, das nur wir beitragen können und sonst keiner.
Was wäre die Folge?
- Du bist dann (wieder) sehr viel mehr als Dein Job und Dein Job wäre mehr als nur ein Job.
- Du bist dann (wieder) viel mehr als ’nur‘ Mutter, sondern DIE Mutter, die sonst keiner hat.
- Du bist dann (wieder) viel mehr als Dein Unternehmen, sondern der Mensch, der DIESEM Unternehmen Einmaligkeit verleiht.
und vor allem wirst wahrscheinlich automatisch wieder viel mehr Energie haben – weil Du aus Deinem Persönlichkeitskern heraus handelst und nicht gegen ihn.
Bleib Du selbst – und geniess‘ es, gleich wieder viel mehr Energie zu haben.
Wie ist Deine Erfahrung mit dem ‚man selbst bleiben‘ im Alltag?
- Wann und wo fällt es Dir das ‚Du selbst bleiben‘ bisher am leichtesten?
- Wo wärst Du gern wieder mehr Du selbst – und was würde das bedeuten? Was würdest Du dafür verändern wollen?
- Kennst Du jemanden, der immer ‚er/sie selbst ist‘? Was fällt Dir daran auf? Scheint es Dir aufwändiger oder energiesparender?
Schreibe einen Kommentar